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Erstes Malenter Kleinstadtgespräch am 02. Juli 2016

Zukunft Malentes und anderer Kleinstädte – Anker für die ländlichen Räume, lokale Strategien gemeinsam entwickeln, Prozesse und Projekte unterstützen

Im Rahmen der 800-Jahr Feier von Malente am 02. Juli 2016 wurde nicht nur ein Blick 800 Jahre zurück, sondern auch in die Zukunft Malentes stellvertretend für viele Kleinstädte in Schleswig-Holstein und Deutschland geworfen. Im ersten Malenter Kleinstadtgespräch in der Liegehalle standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Potenziale haben Kleinstädte wie Malente? Welche Zukunftstrends sind auch für die Kleinstädte relevant? Wie können „kleinstadtgerecht“ zukunftsgerichtete Stadtentwicklungsprozesse in Gang gesetzt werden? Welche Rolle spielen Kleinstädte in der Landes- und Raumentwicklung? Welche Priorität haben diese? Welche Unterstützung ist notwendig?

Bild der Talk-Runde Kleinstadtgespräche
Auf dem Bild von links nach rechts sind folgende Talk-Gäste zu sehen:
Prof. Dr. Hagen Eyink (BMUB), Michael Kühn (Wirtschaftsvereinigung Malente),
Jörg Bülow (SHGT), Moderator Stephan Kathke (EBP), Joachim Schmidt (LAG S-HS)
und Bürgermeister Michael Koch.

Es diskutierten lokale Kleinstadtakteure mit Vertreter der Region, des Gemeindetages, des Bundes sowie Wissenschaft und Wirtschaft. Die Perspektiven auf die Kleinstädte waren naturgemäß sehr unterschiedlich; die Einschätzungen zur Bedeutung und den Zukunftschancen von Kleinstädten wie Malente waren ähnlich. Prof. Dr. Hagen Eyink, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) betonte die Bedeutung der Kleinstädte für die ländlichen Räume selbst, aber auch Ihre mögliche Entlastungsrolle in Metropolenräumen. Der Bund unterstützt Kleinstädte mit der Initiative ländliche Infrastruktur Prozesse wie das ExWoSt-Bundesmodellprojekt „Potenziale von Kleinstädten in peripheren Lagen“, das in Malente erfolgreich gestartet ist. Prof. Dr. Peter Dehne von Fachhochschule Neubrandenburg als Forschungsassistenz betont den experimentellen Charakter der angelaufenen Szenarioprozesse in bundesweit 8 Modellstädten; in Malente zeigte er sich begeistert vom hohen Engagement der Akteure für „Ihr Malente“. Aber die Herausforderungen für Kleinstädte bleiben; Überalterung und Wirtschaftsschwäche müsse mit guten Strategien, nachfragegerechter Infrastruktur und Lebensqualität begegnet werden. Bürgermeister Michael Koch vermittelte die Begeisterung und Unterstützung vieler Akteure schon in der Bewerbungsphase für das Modellprojekt. Auch die Jugend diskutiere von Anbeginn an mit; sie wolle Ernst genommen werden und wird sich mit einem eigenen Format als Jugendbarcamp in Spätsommer deutlich mit ihrer Sicht der Dinge einbringen. Die lokale Wirtschaft beteiligt sich aktiv am Nachdenken über Malentes Zukunft, wie Michael Kühn als Vorsitzender Wirtschaftsvereinigung Malente bestätigte. Digitalisierung und Mobilitätsveränderungen können auch dazu führen, dass Kleinstädte attraktive Wirtschaftsstandorte bleiben. Immer mehr webbasierte Dienstleistungen erlauben, in Städten wie Malente hochwertige Dienstleistungen zu erbringen und zugleich die hohe Lebensqualität vor dem Büro zu haben. Aber auch hochwertige industrielle Entwicklung und Produktion haben in Kleinstädten eine Perspektive, wie aus dem Plenum Herr Schuhmacher der Kendrion Kuhnke Automation GmbH betonte. Das Unternehmen bietet rund 450 Arbeitsplätze in der Industrie- und Steuerungstechnik und gewinnt Fachkräfte auch aus der weiteren Region. Die Kleinstädte und die umgebenden Dörfer und ländlichen Räume hätten nur gemeinsam eine Chance, betont Joachim Schmidt, BM Bösdorf und Vorsitzender LAG Schwentine-Holst. Schweiz. Gemeinsam bietet sie die Vielfalt, die den ländlichen Raum auch künftig attraktiv halten kann. Aber nur gemeinsame Strategien und Infrastrukturen werden zukunftsfest und finanzierbar sein. Gerade im ländlich geprägten Schleswig-Holstein haben die Kleinstädte eine besondere Bedeutung, hob Jörg Bülow, Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag hervor. Im aktuellen Prozess zur Landesentwicklungsstrategie und vor allem in der dann vorgesehenen neuen Landesentwicklungsplanung müsse eine klare Perspektive für die Kleinstädte deutlich werden. Die Kleinstädte brauchen sowohl zukunftsgerichtete lokale Strategien, wie sie jetzt in Malente erarbeitet werden, aber auch verlässliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklungen. Die Umsetzung der Ideen, Strategien und Projekte für Malente und andere Kleinstädte brauche daher auch die investive Unterstützung von Bund und Land, um die Chancen in kleinstädtische Standortqualitäten umzusetzen, fasste der Moderator Stephan Kathke, Ernst Basler + Partner, zusammen. Doch es geht nicht immer nur um Investitionen in Schulen, Straßen und den Breitbandausbau, wie die Wünsche für Malente, die alle Besucher formulieren und in den Abendhimmel steigen lassen konnten, zeigen. Birgit Boller, Projektkoordinatorin der Gemeinde, stellte einige vor:

  • „Sommerfeste, bei denen es auch mal über Mitternacht hinaus Musik gibt“
  • „Erhalt des Kneipp-Heilbades“
  • „mehr Sportevents“
  • „Baugrundstücke im Stadtgebiet, damit viele junge Familien hier ansiedeln“
  • „eine bessere Betreuung nach der Grundschule (Zeiten, Räume, Essen, Ferienbetreuung)“

Ein formulierter Wunsch spricht vielleicht für das, was Kleinstädte heute schon und auch morgen ausmachen: „tiefe Zufriedenheit“

Die Malenter Kleinstadtgespräche finden ggf. eine Fortführung, als lokales Malenter Format, aber ggf. auch im Land Schleswig-Holstein oder auf Bundesebene.

Kleinstadtgespräche, Starten von Luftballons
Kinder- und Jugendliche ließen in der vom Tourismus Service Malente organisierten
Aktion zusammen mit Carina Muhmann (TSM), Bürgermeister Koch und weiteren
Talkrunden-Gästen die Wünsche für unser Malente 2030 in den Himmel steigen